Ohren-Augen-Teamwork: Ich höre, also sehe ich

Wenn wir uns in einer lauten Umgebung bewegen, verschwimmen die Geräusche miteinander. Die Geräuschkulisse umhüllt uns. Konzentrieren wir uns jedoch auf eine bestimmte Stimme, ein bestimmtes Geräusch, so scheint dieses aus der Kulisse hervorzutreten. Wir können es klar umfassen und orten. Besonders gut gelingt uns dies, wenn wir in die Richtung blicken, aus der das Geräusch kommt. Kein Wunder, immerhin arbeiten Ohren und Augen eng zusammen.

Forscherinnen der Duke University stellten im Jahr 2018 die These auf, dass Augen und Ohren sowohl kognitiv als auch neurologisch miteinander gekoppelt sind.

Sie fanden heraus, dass die Knochen des Innenohrs das Trommelfell in jede beliebige Richtung ausrichten können. Wenn man also in eine bestimmte Richtung blickt, um beispielsweise einen Vogel im Baum zu beobachten, richtet sich auch das Trommelfell danach aus. Wir erspähen den Vogel dann sowohl mit den Augen als auch mit dem Hörsinn.  Das Gehör pegelt zusätzlich die Lautstärke: Das Blätterrauschen wird für uns gefühlt leiser. Es rückt in den Hintergrund, während der Vogelgesang immer klarer zu hören ist. 

Wann genau das Gehirn das Signal gibt, dass die Ohren die Augen unterstützen sollen und umgekehrt, ist noch nicht erforscht.

Wahrnehmungsexperiment: Wenn die Zusammenarbeit getäuscht wird

Dass die Zusammenarbeit von Hör- und Sehsinn fehlgeleitet werden kann, fand der britische Psychologe Harry McGurk in den 1970er Jahren heraus. In einem Experiment legte er die gleiche Tonspur auf unterschiedliche Lippenbewegungen. Das Resultat: Die Probanden hörten mit Veränderung der Lippenbewegung plötzlich auch einen anderen Ton, obwohl dieser sich gar nicht veränderte.

Wieder einmal zeigt sich: Unsere Sinne unterstützen sich gegenseitig, lassen sich aber auch täuschen. Das Sehen als dominantester Sinn des Menschen hat maßgeblichen Einfluss auf unsere gesamte Wahrnehmung. Lässt die Leistungsfähigkeit der Augen nach, hat das also starke Auswirkungen auf unseren Alltag. Lesen Sie mehr zu Ursachen und Handlungsmöglichkeiten bei abnehmender Sehleistung.